Das Abenteuer auf dem Autofriedhof
- Ragnar

- 18. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Okt.

Wir sind immer noch irgendwo bei Euskirchen unterwegs.
Die Sonne hängt schief über den Baumwipfeln, der Waldboden riecht nach feuchtem Laub, und Papa grinst mich schon so an, als hätte er wieder was Besonderes vor.
„Unser nächstes Ziel“, sagt er, „ein Friedhof von Fahrzeugen.“
Ich halte inne. „Ein Friedhof? Von Autos?“
Papa nickt.
Ich lache. „da bin ich dabei Papa !“
Nach der alten Kalkbrennerei stapfen wir also aus dem Wald heraus.
Vor uns eine Landstraße, gegenüber wieder dichter Wald.
Papa bleibt stehen, schaut rüber und zeigt mit seinem Finger auf die Bäume.
„Das ist Schicksal, mein Sohn.“
Ich runzle die Stirn. „Hä? Wieso das?“
Papa lächelt. „Das letzte Mal, als wir hier waren, warst du in Mamas Bauch.“
Ich gucke zu Mama, die mit Nala am Weg steht. Ihre Hand liegt auf ihrem Bauch – da drin ist meine kleine Schwester.
„Dann ist sie ja diesmal auch schon dabei“, sage ich leise.
Papa nickt. „Ganz genau.“
Wir winken Mama und Nala zu, dann geht’s los.
Ein schmaler Trampelpfad, kaum zu erkennen, führt in den Wald hinein.
Dornen, hohes Gras, Matsch – perfekt.
Ich geh vor, Papa direkt hinter mir. Er flucht leise, als ihn eine Brombeerranke im gesicht erwischt, aber ich lache nur. „Das gehört dazu, Papa!“
Er grinst. „Du bist echt mein Sohn.“
Der Weg wird enger, dunkler. Irgendwas knackt im Unterholz.
Es riecht nach altem Holz, nach Erde, nach Zeit.
Und dann stehen wir vor einer Wand aus Gestrüpp.
Alles zugewachsen, fast undurchdringlich.
Ich atme tief ein. „Da müssen wir durch.“
Papa schaut mich an, nickt, und gemeinsam bahnen wir uns einen Weg.
Hinter den Dornen, ganz plötzlich, ist da Stille.
Und dann – Metall.
Verrostet. Vom Moos überzogen.
Ein Autodach.
„Papa! PAPA!“
Ich stürme los, stolpere über eine Wurzel und lande direkt vor dem Wrack.
Das Auto ist kaum noch als Auto zu erkennen.
Moos auf dem Dach, Gras durch die Scheinwerfer, die Sitze grün wie ein alter Teppich.
Ich schau rein, ganz vorsichtig. Lenkrad, Sitze, Spinnenweben.
einfach wunderschön ...
„Was war das für ein Auto, Papa?“ frage ich.
Er kommt näher, schaut sich’s an.
„Eins, das mal gefahren ist“, sagt er und lacht. „Aber was genau – keine Ahnung, mein Sohn. Das finden wir raus, okay?“
Ich nicke. Natürlich.
Wir gehen weiter. Und dann sehe ich’s – riesig, rostig, beeindruckend.
Ein alter LKW, halb im Boden versunken, von Sträuchern umwachsen.
Mein Herz klopft.
„Papa! Ein LKW! Schau mal!“
Ich renne hin, bleibe stehen, lege meine Hand aufs Metall.
Es ist kalt, still, tot – und doch lebt er irgendwie noch.
Ich stell mir vor, wie er früher über die Straßen gerollt ist, schwer beladen, Motor brummend. Vielleicht hat er Kalk transportiert, vielleicht Holz, vielleicht Träume.
Jetzt steht er hier. Vergessen.
Aber heute nicht. Heute nicht mehr.
Wir bleiben eine Weile da. Papa macht Fotos, ich lauf zwischen den Bäumen umher. Überall glitzert Metall im Grün.
Ein paar Autos erkennt man gar nicht mehr, die Natur hat sie sich zurückgeholt – als wollte sie sagen: „Schön, dass ihr wieder da seid, aber jetzt gehören sie mir.“
Irgendwann gehen wir zurück.
Mama wartet mit Nala, die wedelt schon mit dem Schwanz.
Ich streichle sie, leg meine Hand auf Mamas Bauch und flüstere:
„Ich kann’s kaum erwarten, das alles bald mit dir zu erleben, kleine Schwester.“
Papa legt mir die Hand auf die Schulter.
Wir schauen nochmal zurück – auf den Wald, auf das alte Metall, auf die Geschichte, die da drinnen steckt.
Und irgendwie weiß ich:
Das war einer von denen tagen, die man nie vergisst.







































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